Mit eigenen Augen sehen
Geschichten aus dem Alten Testament regten zeitlebens meine Phantasie an und führten dazu, dass ich mich künstlerisch mit diesem Thema auseinander setzte. Eine genaue Anleitung zum Bau eines Altares war die Aufgabenstellung. Eine ziemliche Herausforderung, wie sich bald herausstellte. Folgende Begriffe aus den Texten des Alten Testamentes waren für den Aufbau des Altares vorgegeben:
Akazienholz, violetter und roter Purpur, gezwirnter Byssus, Karmesin, Ziegenhaardecken, Kupfer, Gold, Salb-Öl und duftendes Räucherwerk.
Das Ergebnis waren dreizehn von mir gestaltete Diptychen. Ich verwendete für meine Arbeit als Materialien Akazienholz, Blattgold und Ölfarbe. Durch Metallrahmen wurden schließlich jeweils zwei Holztafeln zu einer Einheit zusammengefügt.
Aurelia Meinhart
Throughout my life, tales from the Old Testament have stimulated my imagination, leading me to explore this topic artistically. I took it upon myself to build an altar based on instructions I found in the Old Testament, which turned out to be quite a challenge. Regarding the altar itself, I found the following descriptors in Old Testament writings:
Acacia wood, violet and red purple, twined byssus, crimson, goat hair blankets, copper, gold, holy anointing oil and fragrant incense.
Based on these descriptors, I designed thirteen diptychs. I used acacia wood, gold leaf and oil paint as materials for my work, joining two wooden panels each using metal frames to form a unit.
Aurelia Meinhart
Nach der Befreiung aus Ägypten und dem Bundesschluss am Berg Sinai ruft Gott Mose ein weiteres Mal zu sich auf den Berg, um ihm das Urbild eines Heiligtums zu offenbaren. In sechs Kapiteln (Ex 25–31) beschreibt Gott das Heiligtum, seine heiligen Geräte, die Materialien und die priesterlichen Gewänder. Die Darstellungsweise ähnelt lang ausholenden Landschaftsbeschreibungen. Es werden Räume abgeschritten, markante Erscheinungen hervorgehoben, manches nur in seinen wesentlichen Konturen gezeichnet, anderes wieder in größerer Detailverliebtheit in den Blick genommen. Der Leser wird dazu angeleitet, das Heiligtum mit seinen eigenen Augen zu sehen. In der Architektur des Heiligtums, seinen Proportionen und Materialien treffen wir auf einen geordneten und zugleich geheimnisvollen Ort, an dem sich Gott und Mensch, Himmel und Erde begegnen.
Dr. Simon Weyringer; Dozent für Bibelwissenschaften des Alten Testaments,Mitglied des Instituts für Biblische Wissenschaften
After the liberation from Egypt and the making of the covenant at Mount Sinai, God calls Moses again to the top of the mountain to reveal to him the archetype of the sanctuary. In six chapters (Exodus 25–31), God describes the sanctuary, its sacred utensils, the materials and the priestly vestments. The way it is depicted resembles lengthy descriptions of landscapes. Spaces are walked through. Individual items are highlighted. Some are drawn only in their essential contours. Others are looked at in greater detail. Readers and viewers are guided to see the sanctuary with their own eyes.
In the architecture of the sanctuary, its proportions, and materials, we encounter an orderly and at the same time mysterious place where God and man, heaven and earth meet.
Dr. Simon Weyringer; Lecturer in Biblical Studies of the Old Testament, member of the Institute of Biblical Studies