Licht­wech­sel – Graz – Preko Erin­ne­rung an eine Insel 2014

Gruppe77

Ein Projekt von Aurelia Mein­hart, Robert Bacalja, Erwin Fiala, Luise Kloos, Kris­ti­na Lenard, Erika Lojen, Inge­borg Pock, Josip Zanki.

GLA­GOLI­ZA — Instal­la­ti­on und Video bei Aurelia Meinhart

Auf der Preko vor­ge­la­ger­ten kleinen Insel Galevac aller­dings befin­det sich das ab 1446 errich­te­te Fran­zis­ka­ner-Kloster, in dem heute noch Sonn­tags-Messen im Freien statt­fin­den. In seiner wech­sel­vol­len Geschich­te diente es im 18. Jahr­hun­dert als sog. „Qua­ran­tä­ne“, von 1901 bis zum Ende des 2. Welt­krie­ges beher­berg­te es eine Schule mit Öffent­lich­keits­recht, in der Zeit der jugo­sla­wi­schen Föde­ra­ti­on fun­gier­te es als Ferien- und Wai­sen­la­ger. Nach der Rück­ga­be an die Fran­zis­ka­ner wurde mit Restau­rie­rungs­ar­bei­ten begon­nen. Das Kloster bewahrt Schrif­ten in gla­goli­ti­scher Schrift, die im Gegen­satz zum Kyril­li­schen Alpha­bet mit großer Wahr­schein­lich­keit auch tat­säch­lich eine Ent­wick­lung Kyrills war. Während die Gla­goli­ca im Laufe der Geschich­te weit­ge­hend durch die Kyril­li­sche Schrift oder auch durch das latei­ni­sche Alpha­bet ver­drängt wurde, war sie im kroa­ti­schen Raum – und hier vor allem im nord­west­li­chen Dal­ma­ti­en bzw. in Istrien bis weit in das 19. Jahr­hun­dert hinein (vor allem im lit­ur­gi­schen Bereich) gebräuch­lich – als solche stellt sie einen Teil des kroa­ti­schen Kul­tur­er­bes der letzten Jahr­hun­der­te dar.

Aurelia Mein­hart bringt dieses mitt­ler­wei­le weit­ge­hend „ver­ges­se­ne“ Kul­tur­gut in Form einer Instal­la­ti­on von „Segel­wim­peln“ mit gla­goli­ti­schen Schrift­zei­chen im wahrs­ten Sinne des Wortes wieder an das Tages­licht. Die an den Bäumen der Klos­ter­in­sel „gehiss­ten“ Segel­fah­nen tragen jeweils einen gla­goli­ti­schen Buch­sta­ben, die – wenn auch nur ima­gi­när – sich zu Worten und schließ­lich zu einem Satz der Genesis ver­bin­den und noch einmal mit den Winden „in alle Rich­tun­gen wehen“. Für den schrif­tun­kun­di­gen Rezi­pi­en­ten aller­dings lösen sich die Zeichen aus ihrer Bedeu­tungs­funk­ti­on und werden zu ästhe­ti­schen Figu­ra­tio­nen, die die kal­li­gra­phi­sche Qua­li­tät dieser Buch­sta­ben­ele­men­te wahr­nehm­bar werden lassen – eine Qua­li­tät, die para­do­xer Weise durch die Kennt­nis und den all­täg­li­chen Gebrauch von Schrift­zei­chen meist ver­lo­ren geht.

Erwin Fiala. Mag.phil. Dr.phil.ar.“ (Wolf­gang Wehap, „Das Puch­werk in Thon­dorf“, Verlag für Sammler 1992, Graz).

Licht­wech­sel Webseite
Projekt Licht­wech­sel der Gruppe77

 

GLA­GOLI­ZA — Instal­la­ti­on and video by Aurelia Meinhart

Just off Preko though, there is the small island Galevac with its Fran­ciscan monas­tery built in 1446, where Sunday ser­vices are held in the open to this day. Throug­hout its eventful history it served as a so called qua­ran­ti­ne ward in the 18th century, from 1901 to the end of the Second World War it hosted a public school, during the time of the Yugo­slav Fede­ra­ti­on it served as a holiday camp for young people and orphans. After it had been retur­ned to the Fran­ciscans, they started restau­ra­ti­on work. The monas­tery keeps manu­scripts in Gla­goli­thic script, which actual­ly was – other than the Cyril­lic script – in all pro­ba­bi­li­ty a deve­lo­p­ment of Cyril. While the Gla­goli­thic script was largely repla­ced by the Cyril­lic script or the Latin alpha­bet, it was in use in the Croa­ti­an area – in par­ti­cu­lar in nor­thwest Dal­ma­tia and Istria – till into the 19th century (espe­ci­al­ly in liturgy), as such being part of the Croa­ti­an cul­tu­ral heri­ta­ge of the last centuries.

Aurelia Mein­hart lite­ral­ly brings to light again this mean­while largely for­got­ten cul­tu­ral asset in form of an instal­la­ti­on of „sailing penn­ants“ with Gla­goli­thic cha­rac­ters. The sails that are hoisted at the trees of the monas­tery island each carry one gla­goli­thic letter, the letters – if only in ima­gi­na­ti­on — joining to form words and finally a sen­tence from the Genesis, once again blowing with the winds into all direc­tions. For the reci­pi­ent who has no know­ledge of the script, the cha­rac­ters lose their func­tion of meaning and become aes­the­tic figures through which the kal­li­gra­phic quality of these letter ele­ments may be per­cei­ved – a quality that para­do­xi­cal­ly is mostly lost by the know­ledge and the ever­y­day use of characters.

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